Mit diesen Untersuchungen wird ein Herzinfarkt diagnostiziert

Beim Verdacht auf einen Herzinfarkt können die Notfallärztin oder der Notfallarzt durch verschiedene Untersuchungen schnell herausfinden, ob es sich tatsächlich um einen Infarkt handelt. Lesen Sie hier, wie die Diagnose abläuft.

Von Silja Klassen

 

22.05.2023


Bildquelle (Bild oben): iStock / Chalabala

Wenn ein Mensch mit den typischen Symptomen eines Herzinfarkts ins Krankenhaus eingeliefert wird, ist vorgegeben, dass innerhalb von zehn Minuten in der Notaufnahme Untersuchungen durchgeführt werden. Je schneller und genauer ein Herzinfarkt diagnostiziert wird, desto rascher kann die passende Therapie beginnen – so steigen die Heilungschancen für Patientinnen und Patienten.

Neben einer Befragung über den Gesundheitszustand, die sogenannte Anamnese, prüfen die Ärztinnen und Ärzte mit diagnostischen Tests, ob ein Herzinfarkt vorliegt. Dabei lässt sich gegebenenfalls erkennen, wie sehr das Herz geschädigt wurde und wie weit fortgeschritten eine mögliche koronare Herzkrankheit (KHK) ist. Anhand der Tests wird auch entschieden, welche Behandlung erforderlich ist.

Mit welcher Untersuchung lässt sich ein Herzinfarkt diagnostizieren?

„Die erste und wichtigste Untersuchung ist in der Regel ein Elektrokardiogramm (EKG), mit dem die elektrischen Herzströme analysiert werden“, sagt Prof. Tanja Rudolph, Oberärztin am Herz- und Diabeteszentrum NRW in Bad Oeynhausen. Die elektrischen Herzströme erzeugt das Herz selbst. Mit jedem elektrischen Impuls wird ein Herzschlag angeregt, bei dem sich der Herzmuskel zusammenzieht. Nach jedem Schlag entspannt sich der Herzmuskel, um sich beim nächsten Impuls wieder zusammenzuziehen. Ein EKG-Gerät zeichnet diese Signale auf, so dass der Arzt oder die Ärztin sehen kann, wie gut das Herz funktioniert. Das EKG hilft auch im akuten Notfall, die Diagnose eines Herzinfarkts zu bestätigen. Außerdem lässt sich damit die genaue Art des Herzinfarkts bestimmen. So kann anschließend die wirksamste Behandlung festgelegt werden.

„Man unterscheidet beim Herzinfarkt zwei Formen, sogenannte Entitäten“, erklärt Prof. Rudolph. „Das eine ist der ST-Hebungsinfarkt, auch STEMI genannt. Hierbei handelt es sich um einen Herzinfarkt, der sich an einem bestimmten Kurvenabschnitt des EKGs durch eine Strecken-Hebung ablesen lässt.“ Das bedeutet: Eine Linie im EKG, die anzeigt, wie sich der Herzmuskel nach einem Schlag erholt, ist verändert. Diese Linie heißt ST-Linie. Normalerweise ist sie ungefähr gerade, in diesem Fall aber nach oben verschoben – die sogenannte ST-Hebung. Diese Form des Herzinfarkts ist für den Patienten am gefährlichsten und muss schnell behandelt werden. Die die verschlossenen Herzgefäße als Ursache müssen innerhalb einer Stunde mit einem Herzkatheter wieder geöffnet werden.

„Der andere Herzinfarkt-Typ ist der Nicht-ST-Hebungsinfarkt (NSTEMI), ein Myokardinfarkt, bei dem es im EKG nicht zu ST-Hebungen kommt“, so Prof. Rudolph. Bei einem NSTEMI sind nicht alle Wandschichten des Herzmuskels von der Durchblutungsstörung betroffen. Dennoch gilt auch der NSTEMI als ernsthafter medizinischer Notfall. Ohne Behandlung kann er sich zu einer schweren Herzschädigung entwickeln.

Prof. Tanja Rudolph Prof. Dr. Tanja Rudolph, Oberärztin der Klinik für Allgemeine und Interventionelle Kardiologie/Angiologie am Herz- und Diabeteszentrum NRW, Vorsitzende der DGK-Programmkommission. Bildquelle: Tanja Rudolph

Ist ein Herzinfarkt auch im Herzultraschall zu sehen?

Häufig wird bereits in der Notaufnahme eine Ultraschall-Untersuchung des Herzens (Echokardiographie) gemacht. Das Verfahren erzeugt ein Bild des Herzens, auf dem Ärztinnen und Ärzte erkennen können, wie leistungsfähig das Herz ist und ob der Herzmuskel durch den Infarkt stark geschädigt wurde.

Kann eine Blutuntersuchung bei der Diagnose des Herzinfarkts helfen?

In den Zellen des Herzmuskels gibt es ein bestimmtes Eiweiß (Protein), das Troponin heißt. Wenn Zellen des Herzmuskels zum Beispiel durch einen Herzinfarkt geschädigt werden, gehen diese Proteine langsam ins Blut über. „Wenn die Muskelzellen des Herzens nicht mehr ausreichend durchblutet werden, sterben sie ab“, erklärt Prof. Rudolph. „Dann wird das Troponin aus den Zellen freigesetzt und gelangt ins Blut. Das können wir nach kurzer Zeit messen.“ Der Wert steigt ungefähr eine Stunde nach einem Herzinfarkt an, erreicht nach etwa 24 Stunden ein Maximum und sinkt innerhalb von etwa 14 Tagen wieder auf den Normalwert.

Wichtig: Wenn mit einem Bluttest ein erhöhter Wert des Troponins aus dem Herzmuskel festgestellt wird, deutet das in der Regel auf geschädigte Zellen hin. Die Ursache ist aber nicht unbedingt ein Herzinfarkt. Es können auch andere Gründe für gesteigerte Troponin-Werte verantwortlich sein, etwa eine Herzmuskelentzündung oder eine Niereninsuffizienz. Daher sind für die Diagnose des Herzinfarkts weitere Hinweise etwa aus dem EKG oder dem Herzultraschall nötig.

Was verrät die Herzkatheteruntersuchung bei der Diagnose eines Herzinfarkts?

Wenn die Diagnose eines Herzinfarkts durch Untersuchungen wie den EKG-Befund oder das Ergebnis der Blutuntersuchung bestätigt ist, schließt sich häufig eine Herzkatheteruntersuchung an. Dabei lassen sich Engstellen oder gegebenenfalls Verschlüsse in den Blutgefäßen erkennen, die den Herzmuskel mit Blut versorgen (Herzkranzgefäße). Um eine Arterienverkalkung (Atherosklerose) im Bereich der Herzkranzgefäße – die häufigste Ursache des Herzinfarkts – zu finden, wird eine sogenannte Koronarangiographie durchgeführt. Dazu wird über den Herzkatheter ein Kontrastmittel gespritzt. Mithilfe von Röntgenstrahlung lassen sich dann die Herzkranzgefäße untersuchen. Mögliche Engstellen können direkt über den Katheter behandelt werden.

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