Studie: Frauen profitieren wesentlich schneller von Sport als Männer

Regelmäßig Sport treiben kann die Lebenserwartung verlängern. Doch wie viel Sport reicht aus? Bei dieser Frage gibt es überraschende Unterschiede zwischen Männern und Frauen.

Von Andre Kummer

 

07.03.2024


Bildquelle (Bild oben): iStock/Drazen Zigic

Sport treiben: Das Geschlecht macht den Unterschied

Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt, sich an mindestens drei Tagen in der Woche zu bewegen – und zwar bis zum Schwitzen. In Deutschland schaffen das laut Robert Koch-Institut gerade mal 13 Prozent der Erwachsenen. Zudem deutlich weniger Frauen als Männer. Die aktuellen Ergebnisse einer US-chinesischen Langzeitstudie belegen jedoch, dass Frauen tatsächlich weniger Sport treiben müssen, um daraus den gleichen gesundheitlichen Nutzen zu ziehen wie Männer.         

Positive Effekte von Sport: Frauen im Vorteil

Um herauszufinden, wie unterschiedlich Männer und Frauen von Sport profitieren, wurden über den Zeitraum von 1997 bis 2019 die Daten von mehr als 400.000 Personen ausgewertet. Das Ergebnis erstaunt: So erreichten Männer eine maximale Senkung des Sterberisikos, wenn sie rund 300 Minuten pro Woche sportliche Übungen machten. Frauen benötigten dafür nur 140 Minuten. Laut Studienleiterin Hongwei Ji solle die Studie Frauen jedoch nicht dazu animieren, weniger zu trainieren. Vielmehr zeige sie Frauen, die nicht ausreichend Sport treiben, dass schon relativ wenige Trainingseinheiten einen positiven Effekt haben können.   

Mit Bewegung gegen Herz-Kreislauf-Krankheiten

Dies zeigt sich auch beim Sterberisiko. Etwa 40.000 Teilnehmende starben in dem über 20-jährigen Untersuchungszeitraum – darunter 11.670 an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im Vergleich zu Menschen, die keinen Sport treiben, minimierte regelmäßige sportliche Betätigung das Sterberisiko bei Männern durchschnittlich um 15 Prozent, bei Frauen um 24 Prozent.

 

Noch größer fiel der Unterschied im Hinblick auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus. Hier betrug die Reduzierung durch Sport bei Männern 14 Prozent, bei Frauen 36 Prozent. Univ.-Prof. Dr. med. Martin Halle, ärztlicher Direktor des Lehrstuhls für Präventive Sportmedizin und Sportkardiologie an der Medizinischen Universitätsklinik Klinikum rechts der Isar an der Technischen Universität München, merkt dazu an, dass bei gesunden Menschen bereits 15 Minuten Sport am Tag ausreichen, um deutliche positive Effekte zu erzielen. „Es ist jedoch wichtig, diese 15 Minuten so zu gestalten, dass man dabei auch etwas aus der Puste und leicht ins Schwitzen kommt“, ergänzt Halle.  

 

Ein ähnliches Bild ergab sich bei Sportübungen, die die Muskeln stärken. Demnach verringerte regelmäßiges Krafttraining das Sterberisiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Männern um elf Prozent, bei Frauen um 30 Prozent. „Gerade ab dem 45. Lebensjahr ist es daher wichtig, zwei Mal in der Woche Krafttraining in das Sportprogramm zu integrieren, da sonst die Kraftkompetenz insgesamt abnimmt, ein riesiges Problem im Alter“, erklärt Halle.    

Zum Experten

Univ.-Prof. Dr. Martin Halle

Univ.-Prof. Dr. Martin Halle ist Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Sportmedizin und Ärztlicher Direktor an der Medizinischen Universitätsklinik Klinikum rechts der Isar an der Technischen Universität München; Kardiovaskulärer Präventivmediziner DGPR.

Bildquelle: privat

Eine Stunde Sport pro Woche senkt Sterberisiko

Auch bei intensivem Training zeigte sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern. Während Männer 110 Minuten pro Woche sehr intensiv trainieren müssen, um ihr Sterberisiko um 19 Prozent zu senken, benötigen Frauen dafür lediglich 57 Minuten. Zusammengefasst kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass Frauen aus jeder Minute mäßiger bis intensiver sportlicher Aktivität mehr herausholen können als Männer. Die Forschenden hoffen deshalb, Frauen motivieren zu können, sich mehr zu bewegen, da der Zeitaufwand für eine bessere Gesundheit nicht sehr groß sei. 

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